BerlinMan 11.09.2016

Nachdem sich für einige die Triathlonsaison nach dem Beuchaer Triathlon schon dem Ende neigte, stand mein Höhepunkt noch vor mir. Ich hatte die Wahl zwischen dem BerlinMan und dem zeitgleich stattfindenden Ironman70.3 Rügen. Da ich in Berlin noch reingerutscht war, freute ich mich darauf. Der BerlinMan findet nur alle 2 Jahre statt und ist mit einem Teilnehmerfeld von etwa 1800 Startern oft sehr schnell ausgebucht. Es ist zudem die größte nichtkommerzielle Triathlonveranstaltung, so die Veranstalter vom „Weltraumjogger e.V.“. Angeboten wird am Samstag ein Jedermenschtriathlon (0,7km-24km-5km) und am Sonntag die Mitteldistanz (2,2km-90km-20km).

Ich freute mich auf die Mitteldistanz am Sonntag. Start 8:10Uhr

3:45Uhr mein Wecker klingelt nicht – weil ich schon wach bin.

Aufstehen, duschen und was zu Essen in den Körper bringen. Meine beiden Liebsten schlafen noch. Zeit, um nochmal ganz entspannt alles durch zu gehen und die Sachen zu kontrollieren. Passt alles. Weiter essen und langsam merken, wie die Spannung steigt. Es ist eine Mischung aus Bauchkribbeln – wie wenn man verliebt ist – Ungeduld, Anspannung und purer Freude auf den Wettkampf. Zeitgleich denke ich kurz darüber nach, ob ich ausreichend trainiert habe – ob es dafür reicht, mein bis dato nicht formuliertes Ziel zu erreichen.

Was ist das Ziel? Klar das Ziel zu erreichen – gesund! Unter 6Stunden und vor 14 Uhr.

Im Angesicht der vorhergesagten Temperaturentwicklung besteht immer ein Risiko aufgrund der Hitze das Ziel nicht zu erreichen, aber darüber darf ich mir keine Gedanken machen – es muss immer situativ entschieden werden und die Gesundheit geht vor dem Finish!

Der Rest der Familie erwacht. Wir machen uns fertig und brechen um 5Uhr auf – eine sehr gute Möglichkeit, um ungehindert aus Berlin an den Wannsee zu gelangen und nötig, weil es dort keine übermäßigen Parkplätze gibt und um alles entspannt angehen zu können. 5:45Uhr ergattern wir den fünftletzten Parkplatz auf dem Rasthof Grunewald (au Backe – alles richtig gemacht). Wir verladen unser Tagesgepäck auf das Rad und den Croozer und gehen entspannt Richtung Check-In am Strandbad Wannsee.

Rad ist platziert, meine Wechselzone optimal eingerichtet und der Strand und das Wasser sind auch besichtigt. Das Schwimmen im Neoprenanzug ist erlaubt, da es die 22,5°C gerade noch zulassen. Dies freut alle schlechten Schwimmer (:-D), die sich dadurch etwas Kraft sparen und eine bessere Wasserlage erreichen können.

Die Spannung steigt. Es ist kurz vor acht Uhr. Es riecht nach Spannung, Neopren, Fisch und hunderte von Sportlern drängen sich ans Wasser. Die erste Startwelle startet gleich und ich nutze die Zeit, um mit Mats direkt daneben noch zu buddeln. Ich bekomme noch ein Sandeis vor dem Start!

Dann muss auch ich ins Wasser, da es einen Schwimmstart gibt.

8:10Uhr – Start meines Wettkampfes.

Am Anfang muss ich Druck machen, um gut vom Start weg zu kommen, sonst werde ich einfach überschwommen und verdrängt. Da heißt es Austeilen und Einstecken. Das Geschlagen und Getreten werden hält sich in Grenzen, sodass ich bald in einen guten Rhythmus komme. Es muss eine Runde von 2,2km absolviert werden. Da es recht wellig ist, schlucke ich ab und zu auch etwas Wasser, aber das bekomme ich in den Griff. Die Hälfte der Schwimmstrecke ist geschafft und 19min vorbei. Ich mache weiter Druck und versuche möglichst viel zu gleiten, um Kraft zu sparen. Das Feld verdichtet sich und es wird enger. Jeder will auf der Ideallinie schwimmen, aber manchmal lohnt es sich ungehindert seinen Rhythmus beizubehalten und ein paar zusätzliche Meter in Kauf zu nehmen. Die letzte Boje und dann an den Strand. Die Uhr zeigt 42min. Ich freue mich.

Der Weg in den Wechselgarten ist weit. Durch das Strandbad, 90 Treppen hoch und dann noch ca. 300m rennen. Den Wechsel vollziehe ich zügig, aber bedacht, da die Beine schön locker bleiben sollen. Aus der Wechselzone raus – schnell auf das Rennrad.

Der Kultmensch Hajo Schumacher aka Achim Achilles führt mich flapsiger Mundart durch den Wettkampftag – sehr sehr cool. Endlich sehe und höre ich Ihn mal live!

Die Radstrecke über 90km teilt sich auf eine 22,5km lange Strecke durch den Berliner Grunewald auf, welche 4 Mal absolviert werden muss. In der ersten Runde bin ich verhalten angegangen, um die Strecke besser einschätzen zu können und nicht zu übersäuern. Nach der ersten Hälfe kam ein Schreckmoment. Ein paar Hundert Meter vor mir stürzt ein Athlet schwer nach einer Bodenwelle mit Aspaltrissen. Sofort stoppten einige Fahrer und konnten ihn notversorgen.  (er erlitt mehrere Knochenbrüche, aber hatte nochmal Glück im Unglück – wie am Ende der Veranstaltung gesagt wurde).

An dieser Stelle wurde mir wieder bewusst, wie gefährlich es sein kann und dass es umso wichtiger ist die eine oder andere Sekunde verstreichen zu lassen und diese an anderer Stelle sinnvoller auf zu holen!!!!

Die Runden 2 und 3 rollten richtig gut auf der doch recht welligen Strecke mit dem „Mount Grunewald“, dessen langer Anstieg schon so einiges forderte – zumal dieser 4 Mal bezwungen werden wollte. Auf der letzten Runde musste ich ganz schön Druck machen, um nicht allzu viel Zeit zu verlieren. Nach etwa 3:10Std erreichte ich die Wechselzone. Mit dem Rad fahren war ich nicht ganz zufrieden, aber ich konnte es nicht ändern, daher musste ich nach vorn schauen, um mein Ziel zu schaffen.

Es war exakt um 12Uhr als ich bei 29°C auf die Laufstrecke ging. Ich fand erstaunlich gut in den Laufschritt und wurde von fleißig von Uli und Mats angefeuert. Dies war ein richtiger Motivationsschub. Nur darf ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht überschwänglich freuen, da der härteste Brocken noch vor mir lag. 20 endlos lange heiße Kilometer. Alle mussten 4 Mal eine 5km Runde laufen, welche zum Großteil im Wald verlief – aber eben nur zum Großteil. Ca. 1 km führte entlang des Kronprinzessinnenweg in praller Sonne. 2 Verpflegungsstellen versorgten alle mit ausreichend Getränken und Essen – wer wollte. Ich rannte eine gute und konstante erste Runde im optimalen 5min/km Tempo und war erstaunt wie rund es lief. Ich schwitze ohne Ende und der Körper schreit nach Wasser und Energie. Oftmals habe ich mich zu diesem Zeitpunkt mit Wasser übergossen, um mich herunter zu kühlen. Dies machten auch viele Starter – wodurch gerade die zweite Verpflegungsstelle einer riesen Pfütze glich, aber ich verzichtet diesmal darauf und belohnte mich damit. Ich blieb nämlich gänzlich frei von Krämpfen – durch welche ich in der Vergangenheit zu oft Probleme auf der Laufstrecke hatte. Also schwitzte ich weiter und trank genügend Apfelschorle, um Wasser- und Zuckerhaushalt ausreichend zu versorgen. Zum Essen fehlten einfach die Zeit und die Luft. Auch Runde 2 und 3 konnte ich dermaßen konstant laufen, dass ich von mir selbst etwas erschrocken war. Wann kommt er – der Mann mit dem Hammer?? Letzte Laufrunde – ich laufe weiterhin mit langem ziehenden Schritt und mache weiter Druck. Ein Blick auf die Uhr. Es wird ganz knapp mit 14 Uhr, aber ich kann es schaffen. Nur keinen Krampf riskieren. Weiterhin überhole ich viele andere Läuferinnen und Läufer – alle pfeifen auf dem letzten Loch. Ganz ehrlich – jetzt laufen nicht mehr die Beine – jetzt läuft nur noch der Kopf und der Körper funktioniert. Ich stelle mir in dieser Phase des Rennens den Zieleinlauf vor, sehe Uli und Mats und das treibt mich unheimlich stark an. Ich renne nur noch mit Gänsehaut am ganzen Körper und beiße. Km 20 ist passiert – nun geht es noch am kompletten Wechselgarten vorbei und dann auf die Zielgerade. Genießen? Klar, aber zuvor setze ich zum Zielsprint an und schlucke so noch etwa 10 Personen (ich hab echt noch 90 Starter/innen auf der Laufstrecke geschluckt). Ich sehe und höre Uli und Mats. Wahnsinnig schön!! Die Hände zur Faust geballt und mit weit geöffneten Armen erreiche ich die Ziellinie. Ich bin überglücklich – ich habe es geschafft.

Ein Blick auf die Uhr. 1:48:52Std für das Laufen! Unter 6 Stunden! Vor 14 Uhr!!! Gesamt 5:48:47Std!!! Ich freue mich riesig und bin restlos am Ende! Ich falle meinen beiden Liebsten in die Arme und genieße den Moment.

fr

(Bilder ur, fr)

4 Beiträge zu “BerlinMan 11.09.2016”

  1. Kirsche sagt:

    Hast ein schönen Bericht geschrieben Fränki 🙂 . Gratuliere zu dieser Leistung, gerade bei diesen äußeren Bedingungen. Ich kann es gut einschätzen, da ich zur Zeit viel mit Moritz trainiere und ähnliche Bedingungen am Marki & Cossi sind.

  2. mario sagt:

    Da freut sich das Sportlerherz. Man bekommt beim Lesen selber Gänsehaut.
    Hut ab, bei der Hitze, diese Leistung. Franki. Da scheinst Du ja alles richtig gemacht zu haben.
    Glückwunsch.

  3. Albrecht und Helga Lauterbach sagt:

    Fränki,der Bericht zeigt eindrucksvoll, wie Kopf , Beine , Lunge , Magen und weitere Körperteile mitspielen müssen und sich alle aufeinander verlassen müssen. Schön, dass Du Deine anvisierte Zeit trotz der Hitze unterbieten konntest.Dank auch an die Familie für die Fan- Unterstützung und die Fotos.

  4. Uli sagt:

    Kannst zurecht stolz auf dich sein. Man hat dir den Spaß und die bleibende Spannung im Körper angesehen. Es war toll dir zu zusehen, und zu spüren das da nicht ein hinter sich bringen rüber kam, sondern ein leidenschaftliches vorwärts kämpfen. Nebenher wars auch für uns ein toller Tag am wannsee

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